Touvlo: eine schwungvolle, moderne Grotesk mit viel Charakter.

Mein Ziel beim Entwerfen von Touvlo war, eine Portion Schriftgeschichte mit praktischem Nutzen und einem zeitgenössischen Twist zu verbinden. Also habe ich mich auf die grafische Haltung und die besondere Qualität der frühen britischen Grotesk konzentriert und diese mit Überraschungsmomenten garniert.

Emilios Theofanous, Creative Type Director.

Die neue Touvlo von Emilios Theofanous, Creative Type Director beim Monotype Studio, ist auch eine Hommage an die britische Hauptstadt, inspiriert von Emilios Büroblick auf einige Werbeschriftzüge in der Nachbarschaft. Als schwungvolle, moderne Interpretation eines klassischen Genres fängt Touvlo den Geist der frühen britischen Grotesk ein, mit verspielten Strichenden und vitalen Kurven. Touvlo bietet ein außergewöhnliches Stilspektrum, von den klaren Versalien über die lebhaften Italics bis hin zu der impulsiven Linkskursiven. Touvlo ist für alle Abonnenten von Monotype Fonts ohne Umwege zugänglich oder bei MyFonts im Download erhältlich.

Emilios begann Anfang 2018 mit der Arbeit an Touvlo, kurz nach der Ankunft in London … als spontane Liebeserklärung an seine neue Heimat. Die ersten Zeichnungen sind das Ergebnis eines chaotischen Berufsmoments: Emilios wollte etwas Neues schaffen, das all das verkörpert, was ihn aktuell beschäftigt und wohin er sich entwickeln möchte. Er kam von Frankreich nach London, wo er sein Aufbaustudium bei  EsadType in Amiens abgeschlossen hatte, brachte seine zypriotische Herkunft, die griechische Muttersprache, einen „schrecklichen französischen Akzent“ und eine Menge Energie für etwas Neues mit. Die frühe Touvlo ist, wie Emilios Neustart, sehr ungestüm. Sie kombiniert eine Vielzahl von Eigenschaften aus der Schriftgeschichte in einem eigenwilligen Designraum, dessen Schriftschnitte sich in den darauffolgenden Jahren zu einer zeitlosen visuellen Stimme weiter entwickeln sollte. Der Name der Familie, Touvlo – das griechische Wort für Ziegelstein –, ist eine Hommage an London und das Ergebnis seines Blicks aus dem Bürofenster auf die Brandmauern der angrenzenden Gebäude.

„Ich habe kurz nach meinem Umzug mit der Arbeit an Touvlo begonnen. Seitdem ist sie eine treue Begleiterin. Das Design hat sich seit den ersten Skizzen stark verändert. Es ist gewachsen und gereift und hat sich zu mehr entwickelt, als ich ursprünglich im Sinn hatte. Mein Verhältnis zu Touvlo war wie eine Freundschaft. Unsere Beziehung hatte Höhen und Tiefen, aber ich kann nicht leugnen, dass es ein großartiges Abenteuer war, mich auf die Erscheinung Touvlo einzulassen. Heute bin ich unglaublich stolz auf Touvlo. Und ich freue mich darauf, sie in freier Wildbahn zu erleben, eingesetzt in allen möglichen Szenarien, Oberflächen und Medien … überall!“

Der Antrieb für die Weitergestaltung von Touvlo war, eine durchdachte Schriftfamilie mit Überraschungselementen zu schaffen, die so viel Charakter und Klangfarbe in sich trägt, dass sie in den unterschiedlichsten Medien und Design-Genres eingesetzt werden kann. Groteske serifenlose Schriften sind seit ihrem Aufkommen ein fester Grundstock in den Setzkästen von Druckereien und den Fontmenüs von Designerinnen und Designern. Sie trotzen der Zeit und erleben seit Jahrzehnten in verschiedenen Regionen Blütezeiten, manchmal sind sie Trendsetter, manchmal warten sie in der zweiten Reihe darauf, den ein oder anderen Job zu erledigen. Aber sie verschwinden nie. Touvlo will genau diesen Habitus und dieser Haltung einfangen, nicht als Einzelstimme, sondern als leistungsstarke Option für eine zeitlose und einzigartige Ästhetik.

Touvlo war ursprünglich von historischen Quellen inspiriert, wandelte sich aber schnell zu einer persönlichen und modernen Interpretation grotesker Designs aus britischen Gießereien des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Inspirationen finden sich in „Specimens of Book and Jobbing Types; Borders, Initials, Ornaments, Etc.“ von The Fann Street Foundry, Sir Charles Reed and Sons, Ltd, London 1905. Die kursiven Schnitte in diesem Buch folgen einem eher kalligrafischen Stil anstatt einer Schrägstellung, was man heute üblicherweise von serifenlosen Schriften erwarte, was Theofanous sofort ermunterte. 

Kurze historische Anmerkung: Zu Zeiten des Holz- und Bleisatzes war der Begriff der Schriftfamilie, so wie wir ihn heute verstehen, noch nicht sehr weit entwickelt. Verschiedene Stile und Strichstärken wurden je nach Bedarf entworfen, oft nach einigen Jahren und von unterschiedlichen Handwerkern, die oft ähnliche Familiennamen verwendeten. Heute definieren wir den Umfang einer Schriftfamilie im Rahmen eines straffen, digitalen Prozesses zu Beginn der Reinzeichnungen. 

Noch ist die Biografie von Touvlo nicht zu Ende erzählt. Emilios suchte nach einem Weg, um den Unterschied zwischen den Geraden und den Kursiven – gemäß der historischen Tradition – möglichst groß zu gestalten, mit überraschenden Texturen im Schriftbild. Da er inzwischen in London heimisch geworden war, lag es nahe, die St. Brides Library zu besuchen, um in Hunderten von historischen Schriftproben britischer Gießereien zu blättern. Sein Ziel: Das Wesen und den kulturellen Geist des damaligen Schriftdesigns zu erfassen, ohne eine detaillierte historische Wiederbelebung anzustreben, denn Touvlos Anspruch ist, dass sie heute lebt. 

Touvlo bietet ein außergewöhnliches Stilspektrum, von den klaren Versalien über die lebhaften Italics bis hin zu der impulsiven Linkskursiven. Die regulären, aufrechten Schnitte sind für Lesetexte optimiert, mit einem markanten, deutlich sichtbaren vertikalen Kontrast, der Rhythmus und Textur für ein angenehmes Lesen schafft. Dagegen sind die Kursivschnitte so konzipiert, dass sie sich deutlich abheben, mit schmaleren Proportionen und kalligrafischen Formen, die für Leichtigkeit und eine Hervorhebung sorgen, wo immer es nötig ist. Eine unerwartete und energiegeladene Bereicherung sind die linkskursiven Schnitte, mit denen sich Überraschungsmomente setzen lassen; die Entscheidung für Backslant ähnelt der für eine Kursivierung, sollte aber wegen der besonderen Wirkung sparsam gefällt werden. Die 8 Strichstärken von Touvlo reichen von Thin bis Black und geben der Schrift Vielfalt, von der klein gesetzten Fußnote bis hin zu fetten Headlines. Ein Alleinstellungsmerkmal von Touvlo sind die malerischen Drop Caps; sie zeigen exotische Vögel und Kreaturen, die von Ornamenten aus Schriftmusterbüchern inspiriert sind.   

Touvlo war eine erstaunliche Reise und ist nun bereit, in die freie Wildbahn entlassen zu werden: für die Benutzung von kreativen Typografinnen und Typografen, die überraschen und neue visuelle Auftritte gestalten möchten … überall. 

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Touvlo Schriftgeschichte.
FS-1-6138